Spotify will 2024 neues Abrechnungsmodell einführen
Ab 2024 plant Spotify laut Billboard ein neues Auszahlungmodell einführen und reagiert damit auf den Druck der Major-Labels.
Berichten von Music Business Worldwide (MBW) und Billboard zufolge soll der Streaming-Dienst in den letzten Wochen mit verschiedenen Musikrechteinhaber*innen, darunter Major Labels und wichtigen Independent-Labels, über die Details eines neuen Abrechnungsmodells für Streams gesprochen haben.
Spotify reagiert damit auf den Druck der Major Labels, die seit längerem beklagen, dass Musik echter, bei ihnen unter Vertrag stehender Künstler*innen in Hinblick auf Auszahlungen genauso behandelt werden wie KI-generierte Musik, White Noise oder Naturgeräusche.
Spotify will sein Pro-Rata-Abrechungsmodell beibehalten, aber mit drei Änderungen dafür sorgen, dass "rechtmäßige Künstler*innen" mehr Geld erhalten. Wichtig: Es handelt sich um Pläne, die bisher nur diskutiert und öffentlich vorgestellt, aber noch nicht endgültig beschlossen sind. Im Einzelnen umfassen sie:
1. Die Einführung eines Schwellenwerts für jährliche Mindeststreams
Noch müssen Titel auf Spotify nur länger als 30 Sekunden abgespielt werden, um eine Auszahlung auszulösen, egal wie oft sie angehört werden. Das soll sich ändern.
Bevor ein Titel auf Spotify Tantiemen generiert, muss er künftig eine bestimmte Zahl an jährlichen Streams aufweisen. Dadurch wird voraussichtlich ein Teil der Titel, die bisher 0,5 Prozent des Tantiemenpools von Spotify ausmachten, entmonetarisiert werden. Das bedeutet, für diese Streams erhalten Rechteinhaber kein Geld.
Damit Künstler*innen oder Rechteinhaber*innen nach dem geplanten Modell weiterhin mit einem Song Geld verdienen, muss dieser mindestens 200 Mal im Jahr abgespielt werden.
Durch diesen Schritt will Spotify knapp 40 Millionen US-Dollar einsparen, die zurück in Spotifys Gesamt-Tantiementopf fließen würden und damit letztlich bei denjenigen Künstler*innen oder Rechteinhaber*innen landen würden, die mehr Streams aufweisen können.
Welche Auswirkungen sind zu erwarten?
Die spannende Frage lautet: Welche Auswirkungen hat die Auswirkung einer Mindeststreamzahl auf Künster*innen und Rechteinhaber*innen? Die Antwort hängt zunächst davon ab, wie hoch die Mindeststreamzahl genau sein wird. Dieser zentrale Punkt ist aber aktuell noch unklar.
Fest steht, dass die Einführung einer Mindeststreamanzahl vor allem mittleren und größeren Künstler*innen und Rechteinhaber*innen nützt, denn die besagten 0,5 Prozent des Tantiemenpools werden ja nach dem Pro-Rata-Modell umverteilt. Major Labels und große Indie-Labels dürften mit dieser Entscheidung nicht unzufrieden sein.
Auf der anderen Seite wird Indie-Acts mit lediglich 200 Streams im Jahr nicht wirklich etwas "weggenommen", da sie keine signifikanten Beträge verlieren. Völlig unklar ist auch die Frage, in welchem Umfang es sich bei Titeln, die pro Jahr weniger als 200 Mal gestreamt werden, überhaupt um menschliche Erzeugnisse handelt.
2. Finanzielle Bestrafung bei Betrug
Seit längerem investiert Spotify in Technologien, um systematischen Streaming-Betrug zu erkennen. Darunter fallen beispielsweise künstliche Streams durch KI-Tools oder sogenannte Streamingfarmen, die dazu dienen, auf illegale Weise Streaming-Zahlen zu erhöhen.
Durch Manipulationen dieser Art entgehen ehrlichen Künstler*innen und Rechteinhaber*innen ihre Tantiemen – und das bisher ohne schwerwiegende Konsequenzen für die Betrüger*innen.
In Zukunft will Spotify Titel, deren Abspielzahlen durch offensichtlichen Streaming-Betrug in die Höhe getrieben wurden, auch weiterhin von der Plattform entfernen. Darüber hinaus sollen die Vertreter*innen des betroffenen Titels – einschließlich Labels – pro Track eine Geldstrafe zahlen müssen.
Auch in diesem Fall sind die Details unklar, so beispielsweise die Definition von "offensichtlichem Betrug" und die Höhe der Geldstrafen. Grundsätzlich dürfte aber Einigkeit bei allen Akteur*innen bestehen, dass Streaming-Betrug definitiv stärker bekämpft werden muss als bisher.
1-Milliarden-Dollar-Plan
Quellen erklärten gegenüber MBW, dass der Streaming-Dienst darauf hofft, in den nächsten fünf Jahren 1 Milliarde Dollar an Tantiemen hin zu "wirklich arbeitenden Künstler*innen" zu lenken.
Das angepasste Modell würde allerdings nicht die Größe des gesamten Tantiemenpools verändern, der an Urheber*innen und Rechteinhaber*innen ausgezahlt wird, sondern lediglich seine Verteilung.